Armut bedeutet nicht nur, kaum Geld oder Hunger zu haben. Armut bedeutet auch, der materiellen Unabhängigkeit beraubt zu sein. Armut nimmt dem Menschen die Freiheit, selbst über sein Schicksal entscheiden zu können. In Statistiken wird Armut über das Einkommen definiert: Als absolut arm gilt, wer weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Laut dem entwicklungspolitischen Bildungsangebot des World Vision Instituts für Forschung und Entwicklung armut.de trifft das derzeit auf etwa 1,2 Milliarden Menschen zu.
Auf dem Millenniumsgipfel 2002 in Johannesburg wurde beschlossen, den Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen bis 2015 zu halbieren (Basisjahr 1990: 42 Prozent). Weltweit betrachtet ist man diesem Ziel näher gekommen. Im Jahr 2011 beträgt der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen 15 Prozent. Der Schein trügt jedoch, betrachtet man einzelne Regionen. So beträgt der Anteil in Südasien 24,5 Prozent und in Gebieten südlich der Sahara 46,8 Prozent.
Auf jedem Kontinent gibt es sowohl reiche als auch arme Länder und Regionen. Die Formen von Armut sind unterschiedlich, da sie abhängig von den jeweiligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist. Auch in einem reichen Land wie Deutschland gibt es Armut. Diese wird jedoch als relative Armut bezeichnet und anders als die absolute Armut berechnet. Relative Armut berechnet sich am mittleren Einkommen der Bevölkerung. In Deutschland gilt man im Jahr 2009 mit weniger als 929 Euro pro Monat als armutsgefährdet und mit weniger als 619 Euro pro Monat als (relativ) arm. Des Weiteren kann man Armut als extreme Ausprägung sozialer Ungleichheit verstehen. Dann gerät nicht das Einkommen einzelner Personen, sondern geraten das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem als eigentliche Auslöser in den Blick.
Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesrepublik Deutschland von 2013 belegt, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in unserer Gesellschaft weiter geöffnet hat. Nicht nur bei Einkommen und Vermögen wächst die Ungleichheit. Etwa 12,5 Millionen Menschen in Deutschland (15,5 Prozent der Bevölkerung) leben in Armut. In Schleswig-Holstein sind rund 74.000 Kinder (17,6 Prozent) arm. Armut wirkt sich deutlich auf die Lebensumstände der Kinder aus, vor allem dann, wenn Armut kein Übergangsphänomen ist, sondern dauerhaft besteht.